Es war eine schwere Geburt: Schon 2014 beschloss die EU, dass die Mitgliedsstaaten ihren
Bürgern kostenlose Datenbanken zum Girokontenvergleich bereitstellen müssen. Kurz darauf
verpflichtete sich auch Deutschland mit dem Zahlungskontengesetz dazu. Geplant war, dass
private Anbieter solche Vergleiche aufsetzen und zertifizieren lassen. Der Pferdefuß daran:
Private Vergleichsplattformen können keine Bank zur Teilnahme zwingen. In den Übersichten
klafften daher beträchtliche Lücken. Auch die Stiftung Warentest, die im nächsten Schritt mit der
Umsetzung beauftragt wurde, konnte dieses Problem nicht lösen.
Seit dem letzten Jahr jedoch gilt für die Banken eine gesetzliche Pflicht, ihre GirokontenKonditionen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mitzuteilen. Diese hat
unter kontenvergleich.bafin.de Mitte Januar selbst ein Vergleichsportal online gestellt, unter
dem aktuell rund 6.900 Kontomodelle von 1.100 Banken verglichen werden können. Für jedes
werden 27 Daten bereitgestellt. Damit genießen Bankkunden eine zuvor ungekannte
Transparenz bei der Wahl ihres kontoführenden Instituts.
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Rund 2,4 Milliarden Euro verlangen ehemalige Investoren der insolventen Signa-Gruppe von
deren Gründer René Benko zurück. Der hat nach Meinung der österreichischen Wirtschafts- und
Korruptionsstaatsanwaltschaft nicht nur ein gigantisches „Geldkarussell“ betrieben, mit dem er
umworbenen Kapitalgebern vorgaukelte, selbst mit hohen Summen in die jeweiligen
Immobilienprojekte eingestiegen zu sein – während er in Wirklichkeit nur die Gelder anderer
Investoren trickreich umleitete. Überdies soll der Kurzzeit-Tycoon illegal Vermögen für sich und
seine Familie abgezweigt haben. Die schwelgt nämlich nach wie vor offen im Luxus, während
Benko im letzten Jahr ein Monatseinkommen von 3.700 Euro zu Protokoll gegeben hat.
Nun wurde der ehemalige „Wunderwuzzi“ in seiner schlossartigen Innsbrucker Villa wegen
Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr festgenommen und in Untersuchungshaft gebracht.
Verfahren gegen ihn laufen auch in Deutschland und Italien. Die Vorwürfe reichen von
betrügerischem Bankrott über Betrug bis hin zu Untreue. Hoffnung gibt es immerhin für
Hamburg, wo das abgebrochene Signa-Projekt „Elbtower“ seit gut einem Jahr als 100-MeterRohbau die HafenCity überschattet: Die Verhandlungen mit einem neuen Investor scheinen kurz
vor dem Abschluss zu stehen.
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Dass der deutsche Leitindex DAX 2024 die 20.000-Punkte-Marke hinter bzw. unter sich lassen
würde, hätten zu Jahresbeginn nur eingefleischte Optimisten erwartet, wenn überhaupt.
Schließlich begann er das gerade abgelaufene Jahr mit rund 16.800 Punkten. Die für Anleger
erfreuliche Entwicklung steht auf den ersten Blick im Widerspruch zu den Konjunkturmeldungen
aus Deutschland – schließlich fiel der ifo-Geschäftsklimaindex im Dezember auf den tiefsten
Stand seit Mai 2020, als die Pandemie das Land in eine Schockstarre versetzt hatte.
Tatsächlich handelt es sich bei den 40 wertvollsten deutschen Unternehmen, die der DAX
abbildet, größtenteils um Global Player. Ihr Deutschlandgeschäft spielt daher nur eine
untergeordnete Rolle. Insbesondere für das Schwergewicht SAP, das den Index mit einem
Kursanstieg von über 70 Prozent nach oben zog, ist der Heimatmarkt zu vernachlässigen. Zu den
Zugpferden gehörten auch Siemens Energy und Rheinmetall, die ebenfalls den Großteil ihres
Umsatzes im Ausland machen.
Ein Spiegelbild der hiesigen Wirtschaftslage liefern eher die Small- und Mid-Cap-Werte, deren
Performance 2024 erheblich schwächer ausfiel.
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Die europäische Versicherungsaufsicht EIOPA (European Insurance and Occupational Pensions
Authority) untersucht regelmäßig, wie gut die Versicherungsgesellschaften finanziell für
denkbare Extremszenarien gerüstet sind. Die Simulationen unterstellen starke
Vermögensverluste infolge hoher Zinsen, abschmierender Immobilienwerte und gestiegener
Volatilität. Im Vergleich zu den Stresstests, die im Rahmen der europäischen Solvency-IIRichtlinie durchgeführt werden, geht die EIOPA noch einen großen Schritt weiter: Der getestete
Härtefall hat eine Eintrittswahrscheinlichkeit von unter 0,03 Prozent und tritt damit statistisch
weniger als einmal in drei Jahrtausenden ein. Bei den Solvency-II-Prüfungen dagegen werden
Szenarien simuliert, zu denen es theoretisch alle 200 Jahre kommt.
Trotz dieser hohen Messlatte haben alle 48 teilnehmenden europäischen Versicherungsgruppen,
darunter sieben aus Deutschland, den EIOPA-Stresstest bestanden. Ihre durchschnittliche
Solvenzquote liegt mit 140 Prozent weit über dem Schwellenwert von 100 Prozent.
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Die schwache Konjunktur in Deutschland schlägt sich in steigenden Schadenssummen bei
Warenkredit- und Kautionsversicherungen nieder. Zahlungsausfälle von rund einer Milliarde Euro
erwarten die Versicherer laut einer Hochrechnung für 2024, ein Plus von circa 25 Prozent
gegenüber dem Vorjahr. Noch 2021 betrug der Gesamtschaden lediglich rund 500 Millionen
Euro. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen dürfte nach Einschätzung der Kreditversicherer
2024 ebenfalls um etwa ein Viertel auf nunmehr rund 22.500 gestiegen sein. Mit einer
Trendumkehr sei im neuen Jahr nicht zu rechnen, vielmehr gehen die Versicherer von einer
weiteren Zunahme der Insolvenzen um 5 bis 10 Prozent aus.
Entgegen der Konjunkturentwicklung ist das Volumen der versicherten Ausfallrisiken 2024 um
1,5 Prozent gewachsen: 505 Milliarden Euro waren in der Warenkreditversicherung abgedeckt,
97 Milliarden Euro in der Kautionsversicherung. Langfristig warnen die Anbieter jedoch vor einer
beschleunigten Deindustrialisierung Deutschlands.
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Wer einen Kredit, etwa für eine Immobilienfinanzierung, erhalten will, muss eine gute Bonität
vorweisen können. Das Urteil der Auskunftei Schufa spielt dabei eine wesentliche Rolle. Banken
holen es standardmäßig ebenso ein wie Mobilfunkanbieter oder Energieversorger vor einem
Vertragsschluss. Wie der Schufa-Score für eine Person genau zustande kommt, ist
Betriebsgeheimnis. Klar ist aber: Negativeinträge wegen nicht bezahlter Rechnungen führen zu
Abzügen.
Seit Jahresanfang überschattet ein solcher Fehltritt die Kreditwürdigkeit nicht mehr so lange
wie zuvor. Statt 36 Monaten wird ein einmaliger Zahlungsverzug nur noch 18 Monate lange
gespeichert, solange der geschuldete Betrag innerhalb von 100 Tagen nach einer Mahnung, die
der Schufa bekannt ist, beglichen wird. Zudem dürfen in den 18 Monaten keine weiteren
Negativmeldungen eingehen. „Die Neuregelung der Speicherfristen bietet Vorteile für beide
Seiten: Sie bietet Verbraucherinnen und Verbrauchern, die rasch ihre versäumte Zahlung
nachholen, die Chance, schneller ihre Bonität zu verbessern. Davon profitieren auch
Unternehmen, die so schneller an ihr Geld kommen“, kommentiert die SchufaVorstandvorsitzende Tanja Birkholz.
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Seit Anfang Dezember gilt die neue Gefahrstoffverordnung, die den Arbeits- und
Gesundheitsschutz unter anderem bei der Sanierung älterer Gebäude nach Brand-, Wasser- oder
Schimmelschäden erhöhen soll. Im Fokus steht das krebserregende Asbest, das sich in vielen bis
1993 errichteten Häusern – die etwa drei Viertel des deutschen Wohnungsbestands ausmachen
– findet. Vor Sanierungsmaßnahmen muss nun eine Gefährdungsbeurteilung vorgenommen
werden; bestehen Zweifel, ob Asbest verbaut wurde, ist der übliche aufwendige Risikoschutz zu
betreiben.
Was bedeutet das für Hausbesitzer, Immobilienverwalter, Sachverständige, Handwerker etc.? Dies
beantwortet ein neuer Praxisleitfaden zum „Umgang mit Asbest bei der Gebäudesanierung“, der
sich noch in der Konsultationsphase befindet, jedoch schon unter
https://vds.de/konsultationsverfahren/vds-3155-entwurf abgerufen werden kann. Federführend
ist der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) über seine
Tochtergesellschaft VdS. Die Versicherer rechnen durch den fälligen Zusatzaufwand mit
Mehrkosten in der Gebäudeversicherung von über 190 Millionen Euro pro Jahr.
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Lange Jahre konnten Emerging-Markets-Anleger auf das robuste Wachstum der chinesischen
Wirtschaft vertrauen. Damit könnte es fürs Erste vorbei sein. Insbesondere der Immobiliensektor
steckt in einer Krise und fällt damit nicht nur als Konjunkturmotor aus, sondern schlägt auch auf
das Konsumverhalten der Chinesen durch. Die kaufen so wenig, dass die Teuerungsrate gen null
tendiert. Im vergangenen November fiel sie auf 0,2 Prozent (aufs Jahr hochgerechnet). Im
direkten Monatsvergleich sind die Preise sogar von Oktober bis November um 0,6 Prozent
gefallen. Damit steht das Deflationsgespenst im Raum. Ein Rückgang des Preisniveaus gilt als
noch brisanter für die Konjunktur als eine Inflation.
Nichtsdestotrotz peilte die Regierung in Peking bis zuletzt ein BIP-Wachstum von 5 Prozent für
2024 an. Wie es im laufenden Jahr und mittelfristig für die chinesische Wirtschaft weitergeht,
entscheidet sich maßgeblich im Weißen Haus in Washington. Dessen neuer Hausherr Donald
Trump hat eine konfrontative Handelspolitik gegenüber Peking angekündigt, die vor allem auf
hohe Zölle setzt.
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Rund 95 Millionen Euro mussten die Versicherer hierzulande 2023 für Schäden infolge von
Geldautomatensprengungen aufwenden. Lediglich 20 Millionen davon entfallen auf den Ersatz
des gestohlenen Bargeldes, den Löwenanteil machen Gebäude-, Technik- und weitere
Kollateralschäden der Explosionen aus. 461 Mal schlugen die meist professionell organisierten
Täter zu, an das Geld gelangten sie in 276 Fällen.
Die Zahlen liegen zwar unterhalb derer aus dem Vorjahr (496 Fälle mit 110 Millionen Euro
Gesamtschaden), als erstmals systematisch eine Gesamtauswertung vorgenommen wurde.
Dennoch sind sie nach einhelliger Meinung aller beteiligten Stellen zu hoch, weshalb die
Versicherer „Richtlinien zur Sicherung von Geldautomaten“ zum kostenlosen Download anbieten.
Die Präventionshilfe gehört zu den Maßnahmen, die der „Runde Tisch Geldautomatensprengung“
ins Leben gerufen hat. Dieser von Bundesinnenministerin Nancy Faeser 2022 begründeten
Initiative gehören neben der Versicherungswirtschaft die Polizei und die Kreditwirtschaft an.
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